Humane Papillomviren (HPV) bei Jungen und Männern
Wie werden Humane Papillomviren übertragen?
HP-Viren werden von Mensch zu Mensch über Haut- oder Schleimhautkontakt übertragen. In den meisten Fällen erfolgt die Übertragung beim Geschlechtsverkehr oder bei sehr engem Körperkontakt. Das Risiko einer Infektion steigt also mit der Anzahl an Sexualpartnern. In seltenen Fällen sind jedoch auch Schmierinfektionen möglich, zum Beispiel über Türklinken oder Handtücher. Am häufigsten treten HPV-Infektionen bei jungen Menschen unter 25 Jahren auf. Weil die Viren so stark verbreitet sind, erfolgt eine Ansteckung häufig schon bei den ersten sexuellen Kontakten. Kondome, die zuverlässig vor vielen anderen Erkrankungen schützen, können einer HPV-Infektion nur bedingt vorbeugen. Die Humanen Papillomviren sind potenziell im gesamten Intimbereich vorhanden – also auch an Hautstellen, die von einem Kondom nicht abgedeckt werden.
Unsichtbare Infektionen: keine Symptome, trotzdem ansteckend! Infizierte Männer können das Virus auf ihre Sexualpartnerinnen/Sexualpartner übertragen, auch wenn sie selbst keine Symptome zeigen. |
Wichtig: Eine Infektion mit einem Hochrisiko-HPV-Typ führt nicht automatisch zu Krebs. In den meisten Fällen kann das Immunsystem die Infektion erfolgreich bekämpfen. Nur bei einem kleinen Prozentsatz der Infizierten entwickeln sich über einen längeren Zeitraum Zellveränderungen, die zunächst nicht bösartig sind. Im Laufe der Zeit kann aus diesen Veränderungen dann jedoch bösartiger Krebs entstehen.
HPV und Männer: Warum ist es relevant?
Lange Zeit wurde HPV hauptsächlich als ein Problem für Frauen betrachtet, insbesondere im Zusammenhang mit Gebärmutterhalskrebs. Heute wissen wir jedoch, dass HPV-Infektionen auch für Männer erhebliche gesundheitliche Risiken bedeuten können. So kann eine Infektion mit einem HPV-Hochrisikotyp zu folgenden Krebserkrankungen führen:
- Analkrebs: HPV-Infektionen sind für einen Großteil der Analkrebsfälle bei Männern verantwortlich. Als Analkrebs werden Tumore im Bereich des Darmausgangs bezeichnet. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 950 Männer.[1]
- Peniskrebs: Obwohl relativ selten, steht auch Peniskrebs in engem Zusammenhang mit HPV-Infektionen. Eine frühe Diagnose ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung.
- Krebserkrankungen im Mund- und Rachenbereich: Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) erkranken pro Jahr in Deutschland über 9.000 Männer an dieser Tumorart – mit steigender Tendenz. Es wird vermutet, dass der Anstieg der Fallzahlen mit einer zunehmenden Infektionsrate des humanen Papillomavirus (HPV) in Verbindung steht.
Die Entwicklung von Krebs aus einer HPV-Infektion ist in der Regel ein langsamer Prozess, der Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern kann. Regelmäßige Untersuchungen können dazu beitragen, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
[1] Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert-Koch-Institut, Krebs in Deutschland, 2022
Genitalwarzen: Unangenehm, aber ungefährlich
Neben den schwerwiegenden Krebserkrankungen können HPV-Infektionen auch zu weniger gefährlichen, aber dennoch belastenden Symptomen führen. So kann eine Infektion mit einem Niedrigrisiko-HPV-Typ die Entstehung von Genitalwarzen (auch Feigwarzen oder Kondylome genannt) verursachen. Diese sind zwar meist gutartig, können jedoch erhebliches physisches und psychisches Unwohlsein hervorrufen. Zudem sind sie hochgradig ansteckend. Lässt man sie unbehandelt, können sie nicht nur die Sexualpartnerin/den Körpers verteilen.
Genitalwarzen erkennt man an kleinen, fleischfarbenen oder rötlichen Erhebungen am Penis, Hodensack, in der Leistengegend oder im Analbereich. Sie können einzeln oder in Gruppen auftreten und manchmal eine blumenkohlartige Struktur haben. In der Regel sind sie schmerzlos, sie können aber jucken oder in manchen Fällen bluten. Obwohl die körperlichen Symptome oft mild sind, können die psychologischen Auswirkungen erheblich sein. Viele Männer empfinden Gefühle von Scham und Sorgen um die Beeinträchtigung ihres Sexuallebens und ihre Liebesbeziehung.
Die gute Nachricht ist: Feigwarzen lassen sich behandeln. Es gibt verschiedene Cremes, Salben und Tinkturen zur Selbstanwendung, des Weiteren können die Warzen vereist, verätzt oder durch eine Laserbehandlung oder Operation entfernt werden. Welche Methode zum Einsatz kommt, hängt von Faktoren wie Größe, Anzahl und Lokalisation der Warzen ab. Oft sind mehrere Behandlungen notwendig, um die Warzen vollständig zu entfernen. Dennoch besteht bei allen Therapien das Risiko, dass die Genitalwarzen nach einiger Zeit wieder auftreten.
Wenn Sie den Verdacht haben, Genitalwarzen zu haben, sollten Sie unbedingt einen Hautarzt oder Urologen aufsuchen. Besprechen
Sie Ihre Bedenken auch mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner, da auch für sie/ihn eine Untersuchung und gegebenenfalls Behandlung wichtig sind, um eine erneute Übertragung zu vermeiden.
HPV positiv: Kein Zeichen von Untreue
Eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) wird oft missverstanden und mit Untreue in Verbindung gebracht. Tatsächlich gibt es keinen Grund, diesen Schluss zu ziehen. Denn HPV ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen und kann bereits bei intimem Hautkontakt übertragen werden. Viele Menschen infizieren sich mit HPV, ohne es zu wissen, und tragen das Virus über Jahre unbemerkt in sich. Da HPV-Infektionen lange Zeit inaktiv bleiben können, ist es unmöglich festzustellen, wann und von wem das Virus übertragen wurde.
Eine HPV-Infektion ist daher nicht automatisch ein Hinweis auf Untreue. Sie ist vielmehr ein Zeichen dafür, wie weit verbreitet dieses Virus ist.
Auf HPV testen, geht das?
Die Diagnose einer HPV-Infektion kann schwierig sein, da es keinen standardisierten HPV-Test für Männer gibt, der routinemäßig durchgeführt wird. Oft stützt sich die Diagnose auf eine visuelle Inspektion, bei der Veränderungen wie Genitalwarzen erkannt werden. Verdächtige Veränderungen im Mund- und Rachenbereich können beispielsweise vom Zahnarzt während der Untersuchung entdeckt werden. Da viele HPV-Infektionen jedoch asymptomatisch verlaufen, bleibt das Virus häufig unentdeckt, bis sichtbare Symptome auftreten. Da eine zuverlässige Testung auf HPV bei Männern schwierig ist, gewinnt die Prävention durch Impfung an Bedeutung.
Impfung gegen HPV – auch für Jungen und Männer die beste Prävention!
Die HPV-Impfung ist die effektivste Methode zur Prävention von HPVInfektionen und deren Folgeerkrankungen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren, also vor den ersten sexuellen Kontakten, impfen zu lassen (oder dies bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen). Denn nur dann wird ein vollständiger Impfschutz erreicht. Mit fortschreitendem Alter wächst die Wahrscheinlichkeit, bereits mit den HPV-Typen im Impfstoff infiziert zu sein. Dennoch kann eine Impfung im Erwachsenenalter noch sinnvoll sein, insbesondere für Männer, die Sex mit Männern haben und Personen mit einem geschwächtem Immunsystem. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt, ob eine Impfung für Sie empfehlenswert ist, auch wenn Sie älter als 18 Jahre sind oder bereits sexuell aktiv waren.
In Deutschland sind derzeit zwei Impfstoffe zugelassen, die zu fast 100 Prozent vor unterschiedlichen HPV-Typen schützen. Je nach Alter und verwendetem Impfstoff sind zwei oder drei Dosen erforderlich. Es ist wichtig, alle Impftermine wahrzunehmen, um den vollständigen Impfschutz sicherzustellen!
Was spricht gegen eine HPV-Impfung?
Die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) kann bei allen Jungen und Männern gemacht werden. Sie sollte nur dann nicht erfolgen, wenn der Impfling allergisch auf einen Bestandteil im Impfstoff reagiert. In diesem Fall ist ein Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt wichtig. Auch wenn schon sexuelle Erfahrungen gemacht wurden, kann die Impfung weiterhin sinnvoll sein. Zwar könnte bereits eine Infektion mit einem HPV-Typ vorliegen, aber die Impfung schützt vor mehreren HPV-Typen.
Die HPV-Impfung ist auch dann noch sinnvoll, wenn Sie oder Ihr Sohn bereits erste enge Körper- oder Sexualkontakte hatten. |
Manche Eltern haben die Sorge, dass die Impfung ihre Kinder dazu bringen könnte, früher sexuell aktiv zu werden. Studien zeigen aber, dass das nicht stimmt. Jugendliche, die gegen HPV geimpft sind, fangen nicht früher mit Sex an, wechseln nicht häufiger die Partner und nutzen weiterhin Kondome.
Bei Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 17 Jahren übernehmen die gesetzlichen und privaten Krankenkassen die Kosten der Impfung. Darüber hinaus erstatten über 80 % der gesetzlichen Krankenkassen auch bis zum Alter von 26 Jahren nach individueller Rücksprache die Kosten. |
Meine Partnerin ist HPV positiv: Was bedeutet das für mich?
Wenn bei Ihrer Partnerin im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung eine HPV-Infektion festgestellt wurde, ist es möglich, dass Sie ebenfalls mit dem Virus in Berührung gekommen sind. Das ist jedoch kein Grund zur Sorge: Eine HPV-Infektion heilt bei den meisten Menschen von alleine ab, ohne dass sie überhaupt bemerkt wird.
Für Männer gibt es bisher keine speziellen Vorsorgeuntersuchungen gegen HPV. Daher ist es auch nicht sinnvoll, sich diesbezüglich testen zu lassen. Wichtig ist aber, aufmerksam zu sein: Achten Sie auf mögliche Hautveränderungen im Genitalbereich (siehe oben) und lassen Sie außerdem den Mund- und Rachenbereich von Ihrer Zahnärztin/Ihrem Zahnarzt regelmäßig auf Auffälligkeiten überprüfen.
Prävention von HPV - Tipps
- Impftermine: Die rechtzeitige Impfung ist die wirksamste Prävention. Lassen Sie keinen Impftermin ausfallen!
- Nutzen Sie Kondome: Sie bieten zwar keinen vollständigen Schutz, reduzieren aber das Übertragungsrisiko erheblich.
- Verzichten Sie auf Tabakkonsum: Rauchen erhöht das Risiko für die Persistenz von HPV-Infektionen.
- Stärken Sie Ihr Immunsystem: Ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung, geringem Alkoholkonsum, regelmäßiger Bewegung und Stressabbau können es stärken.
- Regelmäßige Untersuchungen: Gehen Sie regelmäßig zur zahnärztlichen Vorsorge.
Nützliche Links
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informiert über HPV-Impfungen für Jugendliche:
www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-jugendliche-12-17-jahre/hpv-humane-papillomaviren
Eine Infoseite, die sich auch an Jugendliche richtet, finden Sie unter:
www.entschiedengegenkrebs.de
Robert Koch-Institut (RKI): www.rki.de
www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HPV.html
S3-Leitlinie Oro-/Hypopharynxkarzinom:
www.awmf.org/service/awmf-aktuell/diagnostik-therapie-und-nachsorge-des-oro-und-hypopharynxkarzinoms
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