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Tischtennis fördert effektiv Motorik und Gehirn

Wird Tischtennis unterschätzt?

Wer von Sport und Gesundheit redet, denkt meistens an Lauf- oder Fahrradtraining. Dabei wird oft übersehen, wie nützlich auch viele andere Sportarten – von Golf bis Krafttraining – für die Gesundheit sind. Vor allem beim Tischtennis sehen Dr. Timo Klein-Soetebier von der Deutschen Sporthochschule in Köln sowie der Sozialpädagoge und Lehrer Roland Jung noch viel Potenzial, um gesundes Altern zu fördern. Der Sport könne typische Alterserscheinungen wie einen Rückgang der kognitiven und motorischen Fähigkeiten verlangsamen oder sogar aufhalten. Die Empfehlung der beiden Autoren deckt sich dabei mit älteren Studien, die den Einfluss von Tischtennis auf die Gesundheit älterer Männer untersucht haben (z.B. Naderi A., Degens H., Rezvani MH., Shaabani F.: A retrospective comparison of physical health in regular recreational table tennis participants and sedentary elderly men; J Musculoskelet Neuronal Interact. 2018; 18 (2); Seiten 200-207).

Warum Tischtennis gerade im Alter besonders sinnvoll ist

Mit zunehmendem Alter verändern sich zahlreiche körperliche und kognitive Fähigkeiten: Muskelkraft nimmt ab, Reaktionszeiten verlängern sich, Gleichgewicht und Ausdauer sinken. Tischtennis, so schreiben die beiden Autoren, kann hier eine wichtige Rolle beim Erhalt dieser Fertigkeit spielen und hat außerdem ein vergleichsweise geringes Verletzungsrisiko.

Die beiden machen zudem Vorschläge, wie das Training unter dem Aspekt der Gesundheitserhaltung optimiert und der Tischtennisball auch außer des Sports für kognitives Training verwendet werden kann.

Bewegung – Training – Gehirnaktivität

Jeder Schlag fordert: Der Ball „kommt auf“, jetzt muss der Spieler entscheiden, wie er sich positioniert, wie stark er zuschlägt und welche Bewegung er vollführt. Auf diese Art werden zahlreiche kognitive Fähigkeiten gefordert.

Neben dem Muskel- und Gleichgewichtstraining wird gleichzeitig die Visuomotorik – also die Verbindung von Sehen und Bewegung – angesprochen. Auch das Timing, die Kraftdosierung und die Antizipation sind zentrale Elemente.

Das ständige Neuausrichten der Position ist außerdem anstrengend. Wer Tischtennis spielt, kommt nicht in dem Maße „außer Puste“ wie beim 3000-Meter-Lauf und das Spiel wirkt deutlich statischer als Sportarten wie Handball mit seinen explosiven Sprints beim „Tempogegenstoß“. Doch für ein sinnvolles Kardiotraining ist das bereits ausreichend. Zumal die Verletzungsgefahr und auch die Beanspruchung der Gelenke geringer sind als beim Fußball, Handball oder Tennis.

Wer also meint, Tischtennis sei „nur Spiel“, unterschätzt das Potenzial für Prävention und Rehabilitation. Vielmehr fördert der Sport nach Meinung der beiden Autoren ganzheitlich die Fitness. Davon profitieren auch junge Menschen, besonders effektiv ist es aber bei Älteren.

So lässt sich das Training gestalten

Jedes Tischtennistraining fördert die genannten Fähigkeiten. Jung und Klein-Soetebier machen aber auch Vorschläge, wie das Training unter dem Aspekt der Gesundheitsförderung effektiver gestaltet werden kann. Ähnliches kennt man vom Boxsport, wo sich das Fitnessboxen zunehmender Beliebtheit erfreut, bei dem nicht der Wettkampfaspekt, sondern die Steigerung der Fitness im Vordergrund steht.

Wer den Bewegungsaspekt erhöhen will, kann beispielsweise beim Rundlauf längere Runden einbauen. Wer sich nach seinem Schlag auf der anderen Seite der Platte wieder anstellen will, muss einen Parcours durchlaufen. Je nach Fitnessgrad kann der unterschiedlich lang und schwer sein.

Alternativ lassen sich Bierdeckel oder Zeitungspapiere auf Teilen der Tischtennisplatte auslegen. Das verändert die Flugbahn des Balles nach dem Aufkommen und erhöht die kognitiven Anforderungen.

Auch der soziale Aspekt zählt

Sport ist nicht nur Bewegung – sondern auch Begegnung. Das gemeinsame Spiel fördert Kommunikation, Gegenseitigkeit und Zusammenhalt. Das ist besonders wichtig in einer Zeit, in der so viel von der male loneliness epedemic die Rede ist, von der Epidemie männlicher Einsamkeit. Der Vorteil von Tischtennis ist dabei, dass der Sport viel Raum für Kommunikation lässt. Außerdem lässt er sich gut mit anderen Angeboten kombinieren. Eine Tischtennisplatte hat auch in vielen Männerschuppen ihren Platz.

Kein Wundermittel

Natürlich ist Tischtennis nicht für alle und jeden die beste Wahl.

  • Wer intensive Ausdauerleistung erzielen möchte, benötigt möglicherweise ergänzend Ausdauersport (z. B. Radfahren oder zügiges Gehen).
  • Koordinationsaufgaben können anfänglich anspruchsvoll sein, besonders für ältere Einsteiger. Ein langsamer Einstieg mit spielerischen Übungen kann hier helfen.
  • Tischtennis erfordert im Regelfall mindestens zwei Spieler. Vereine sind hier zwar eine erstklassige Anlaufstelle, die Teilnahme ist aber an feste Termine gebunden.

Und sollte ein Sport auch Spaß machen, um „dabei zu bleiben“. Wer lieber Fußball oder Handball spielt, sollte das auch weiterhin tun.  

Fazit

Wer seine körperliche und geistige Gesundheit im Alter aktiv fördern möchte, sollte den Tischtennisschläger nicht unterschätzen. Tischtennis bietet ein effektives, gelenkschonendes Ganzkörper- und Gehirntraining – mit sozialem Mehrwert. Egal ob mit Freunden im Verein, in der Gruppe oder zu Hause: Der Ballwechsel kann ein Schlüssel sein – für mehr Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit und Spieltrieb. Wer mehr für seine Fitness tun möchte, kann zusätzlich noch joggen oder Radfahren.

Die gesamte Arbeit zum Thema Tischtennis sowie eine Kurzanleitung zum Training mit dem Tischtennisball können Sie über die Stiftung Männergesundheit (weigel@stiftung-maennergesundheit) erhalten.

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