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Jahrestreffen 2024 des Netzwerks Jungen- und Männergesundheit

Das Netzwerktreffen fand am 13. April in Bremen statt. 12 Netzwerkmitglieder, Fachleute und Interessierte haben daran teilgenommen.

Am Freitag, den 12. April, bestand die Möglichkeit zur Teilnahme am Fachtag „Innovationen in der Männergesundheit“, einer Kooperationsveranstaltung des Netzwerks mit den Koordinierungsstellen Gesundheitliche Chancengleichheit Bremen und Niedersachsen. Im Anschluss an den Fachtag gab es ein „Get together“ mit Referierenden und Mitgliedern des Netzwerks Jungen- und Männergesundheit mit Gelegenheit für Austausch und Kennenlernen.

Das Netzwerktreffen startete am Sonnabend in der etage°Bremen. Nach einer Kennenlernrunde der Teilnehmenden gab es Informationen und Impulse aus aktuellen Projekten im Bereich Jungen- und Männergesundheit

Den Anfang machte Micheal Eckert, Mitarbeiter im Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg, der das Projekt „Kommunale Koordination Jungen- und Männergesundheit in Nürnberg“ vorstellte, ein Kooperationsprojekt von Gesundheitsamt Nürnberg, Gleichstellungsstelle der Stadt Nürnberg und der Techniker Krankenkasse. Ursprünglich für den Zeitraum 2018 bis 2021 geplant und aufgrund der Corona-Pandemie bis Dezember 2024 verlängert, hatte das Projekt zwei Schwerpunkte: eine Bestands- und Bedarfserhebung sowie den Ausbau von Kooperation und Vernetzung. Für die Bedarfserhebung wurden eine Literatur- und Internetrecherche durchgeführt, sowie Fachkräfte, Jungen und Männer interviewt und Fokusgruppen durchgeführt. Wesentliche Erkenntnisse waren:

  • Maßnahmen im Bereich Jungen-/Männergesundheit sind in den Zielgruppen nicht bekannt.
  • Ein Bedarf wird für den Bereich Aufklärung/sexuelle Bildung formuliert, ebenso für ein Angebot niedrigschwelliger Anlaufstellen.
  • Eine Spezialisierung „Männerarzt“ wird als mögliche Anlaufstelle gesehen.
  • Jungen, v.a. migrantische Jungen und queere Jungen, wurden als vulnerable Teilzielgruppen in den Interviews mit Fachkräften identifiziert.
  • Gesundheit ist für Fachkräfte ein eher abstrakter Begriff, den sie nicht leicht operationalisieren und in die Praxis transportieren können.
  • Die Schule wird als ein zentraler Ort für Beratungs- und Bildungsangebote zur Gesundheit gesehen.

Detaillierte Ergebnisse werden im Abschlussbericht veröffentlicht, der im Herbst erscheinen soll.

Micheal Eckert informierte darüber hinaus über eine Projektförderung für geschlechtersensible gesundheitsbezogene Prävention, die seit Dezember 2023 Menschen mit Varianten der Geschlechtsentwicklung (Intergeschlecht) fokussiert.

Im Anschluss gab Juliane Rahl von der Stiftung Männergesundheit einen Überblick über Aktivitäten der Stiftung:

  • Rückblick auf den Tag der ungleichen Lebenserwartung mit dem Schwerpunktthema Men’s Sheds
  • Beitrag zur Internationale Männergesundheitswoche (10. - 16. Juni 2024) unter dem Thema „Ran an die Pfunde, Männer! Adipositas und Prävention von Adipositas“
  • neuer Männergesundheitsbericht (Nr. 6) „Männergesundheit und Gewalt“ in Arbeit
  • nicht-interventionelle Befragung von Anwendern von rezeptfreien Arzneimitteln zur Behandlung gutartiger Prostatavergrößerung (Beitrag zum Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie)
  • SMG ist Partner der Aufklärungskampagne zur HPV-Impfung im Rahmen der Kampagne „Entschieden gegen Krebs
  • Charity Golf Trophy 2024

Anschließend stellte Sascha Möckel vom Männernetzwerk Dresden die Kampagne für positive Männlichkeit*en und Geschlechtergerechtigkeit vor, die 2021/2022 vom Männernetzwerk Dresden organisiert wurde . Ziel der Kampagne war es, Männer in ihrer Vielfalt in die Öffentlichkeit zu bringen und damit einen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs über Geschlechterrollen und Geschlechtergerechtigkeit zu leisten. Als Formate wurden Plakate, soziale Medien und Veranstaltungen eingesetzt, die zu einer Sensibilisierung der Öffentlichkeit beitragen sollen, insbesondere für die Lebenslagen und Benachteiligungen von Männern, die nicht den stereotypen Rollenbildern und Erwartungen entsprechen und bisher weitgehend „unsichtbar“ geblieben sind. Grundlage sind die vom Männernetzwerk Dresden erarbeiteten 8 Säulen positiver Männlichkeit*en.

Tatjana Gabbert, Beauftragte für Jungenmedizin/Jungengesundheit im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) stellte ihre Recherche zum Thema „Doping im Breitensport“ vor. Danach sind Dopingmittel leicht verfügbar und ihr Gebrauch wird in den sozialen Medien verharmlost. Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 9 % der Männer und 1 bis 5 % der Jungen Steroide nehmen; 10 - 20 % nehmen Proteine/Nahrungsergänzungsmittel. Verbreitet ist Supplement-Stacking, wobei mehrere Nahrungsergänzungsmittel oder einzelne Inhaltsstoffe gezielt kombiniert werden, um bestimmte Gesundheits- oder Fitnessziele zu erreichen. Als Gründe, warum Doping für Jugendliche interessant ist, konnten folgende Aspekte ermittelt werden: bestehendes Körperidealbild, Rollenvorbilder, Zwang zur Selbstdarstellung, schneller Erfolg, sichtbare Maskulinisierung, aber auch leichte Verfügbarkeit und fehlenden Wissen über bestehende Nebenwirkungen. Als Risikofaktoren für Doping konnten u.a. geringer Bildungsstatus, bestehende Körperschemastörung/-unzufriedenheit, eine positive Einstellung gegenüber Drogenkonsum, Fitness-Studiobesuch und ein reges Sozialleben identifiziert werden. Gesundheitliche Konsequenzen sind u.a. Wachstumsstopp, Akne, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Leber- und Nierenschäden. Darüber hinaus können alle Organe betroffen sein.

Daran anschließende stellte Stefan Beier von der Landesfachstelle Männerarbeit Sachsen der LAG Jungen- und Männerarbeit Sachsen das Projekt Männerdialoge vor, ein regelmäßiges Online-Austauschforum unter Männern zu verschiedenen Themen unter dem Motto „Ich spreche von mir – und höre dir zu.“

Gunter Neubauer vom Sozialwissenschaftlichen Institut Tübingen (SOWIT) berichtete im Anschluss über den Fachtag „Gesundheit. Vielfalt. Männlichkeit. Was bedeutet Männergesundheit in Zeiten der Dekonstruktion?“ im März 2024 in Heidelberg.

Außerdem stellte er die im Erasmus+ Projekt HelpMen Train the Trainer entwickelte Online-Plattform für Multiplikator:innen, Trainer:innen, Vermittler:innen, Akteur:innen in der Männergesundheitsbildung vor. Die Plattform gliedert sich in sechs Kapitel:

  1. Pack‘s an! – Körperliche Selbstsorge
  2. Geht's gut? – Psychische Gesundheit
  3. Hallo zusammen! – Soziale Gesundheit
  4. Wie geht's, wie steht's? – Sexuelle Gesundheit
  5. Mal den Doc fragen? – Medizinische Aspekte
  6. Geht's noch? – Sinnfragen und Lebensperspektiven

Die Plattform ist eine Art Toolbox mit kürzeren Einführungstexten und praxiserprobten Methodenvorschlägen. Nach Freischaltung ist sie über die E-Learning-Plattform der lpb B-W frei zugänglich: https://www.elearning-politik.net/moodle39/course/view.php?id=1264

Für das geplante Fact-Sheet zur Männergesundheit „Früherkennungsuntersuchungen“ wurde verabredet, dass Anne Starker (Robert Koch-Institut) die Inhalte ihres Vortrags vom Fachtag verwendet und in Kooperation mit Gunter Neubauer und Stefan Beier ausarbeitet.

Voraussichtlich wird das nächste Netzwerktreffen im Herbst 2025 stattfinden. Die Idee, das Netzwerktreffen wieder mit einem Fachtag zu kombinieren, wurde begrüßt. Als mögliche Orte kommen Heidelberg (IGEM) oder Dresden (Männernetzwerk, LAGJuMä Sachsen) in Betracht. Die Koordination des Netzwerks und des nächsten Treffens übernehmen Gunter Neubauer, Juliane Rahl und Anne Starker.

Allen Beteiligten und dem Vorbereitungsteam ein ganz herzlicher Dank!

Bericht: Anne Starker

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